Allgemein

Die Bedeutung der Hinterglasmalerei im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet ist nicht nur Kunstkennern und Historikern bekannt. Längst sind die im 18. und 19. Jahrhundert hergestellten Bildtafeln zum Kulturerbe erhoben, das das Hinterglaseum in Schönbrunn am Lusen so spannend wie ästhetisch inszeniert. Dazu rückt das Museum den kleinen Weiler Raimundsreut ins Zentrum seiner Erzählung. In den bäuerlichen Stuben entstanden einst Glastafeln mit Heiligenmotiven und Szenen aus dem Leben Jesu in unglaublich anmutender Zahl: Bis zu 40.000 Motivtafeln fertigten die Raimundsreuter Maler pro Jahr. Vertrieben wurden die Bilder von Hausierern, die sie in der Kraxe zu Fuß nach Süddeutschland und ins benachbarte Ausland trugen und dort an eine große Schar Interessierter verkauften. Neben Raimundsreut entstand im böhmischen Außergefild (Kvilda) ein Hotspot der Hinterglasmalerei. Auch Franz Marc und Wassily Kandinsky wurden auf die Bilder aus dem Bayerischen und Böhmerwald aufmerksam und würdigten im Almanach „Der Blaue Reiter“ die Malweise hinter Glas – glaubten sie und ihre Malerkollegin Gabriele Münter doch, mit den Raimundsreuter Bildern an die Wurzeln der modernen Malerei gestoßen zu sein.